14.01.2022

Neo-Vintage-Uhren – Chronographen im besten Alter

Neo-Vintage-Uhren – Chronographen im besten Alter

Nachdem wir in unserem Artikel über Vintage-Uhren bereits kurz auf die sogenannten Neo-Vintage-Uhren eingegangen sind, wollen wir uns heute noch einmal eingehender mit dem Thema befassen – auch vor dem Hintergrund, dass diese Kategorie in den letzten Jahren stärker von Sammlern in den Fokus genommen wird. Grundlage dieser Entwicklung dürfte der vielfach so gut wie leergekaufte Markt für Vintage-Uhren aus den 1930er bis 1970er Jahren sein. Wenn gut erhaltene und beliebte Uhren aus dieser Zeit angeboten werden, sind die Preise für die meisten Sammler nicht mehr erschwinglich. Die Faszination für die ganz besondere Ästhetik und die Besonderheiten der Vintage-Modelle bleibt freilich trotzdem bestehen – und so suchen sich Aficionados bezahlbare Modelle, die möglichst viele dieser Eigenschaften in sich vereinen. Fündig werden sie bei den Neo-Vintage-Uhren.

Bevor wir uns einige besonders interessante Modelle dieser Kategorie ansehen, wollen wir zunächst erklären, was eine Neo-Vintage-Uhr überhaupt ausmacht, denn es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffs. Trotzdem hat sich mittlerweile ein Konsens herausgebildet, dass das Modell Quantieme Perpetuel von Audemars Piguet mit der Referenz 5548 aus dem Jahr 1978 den Beginn der Neo-Vintage-Ära eingeläutet hat. Sie verfügt bis heute über das flachste je gebaute Repetierwerk mit Handaufzug und Ewigem Kalender. Darüber hinaus lassen sich anhand dieses Modells besonders gut einige der Elemente verdeutlichen, die für eine Neo-Vintage-Uhr prägend sind, wie die Kombination aus alten und neuen Einflüssen. Insbesondere die Ästhetik und die verwendeten Materialien stellen einen klaren Bezug zu echten Vintage-Uhren der Vergangenheit her. Im Fall der Quantieme Perpertuel wurden beispielweise mit der zurückhaltenden Gehäusegröße und dem Emaille-ähnlichen Dekors auf dem Ziffernblatt Designelemente aufgenommen, die bereits in früheren Zeiten en Vogue waren. Wie für Neo-Vintage-Modelle üblich finden sich bei der Uhr jedoch auch moderne Elemente wieder, wie skelettierte Ziffernblätter oder eine ungewöhnliche Form des Gehäuses.

Ein weiteres stilprägendes Modell ist die Patek Philippe Aquanaut. Hier wurde bei den ersten Modellen für die Zeiger und Stundenindizes das Leuchtmaterial Tritium verwendet, das mit der Zeit eine cremig-warme Patina entwickelt. Diese ist auch heute noch zu finden, wurde jedoch im Laufe der Zeit mit modernen Elementen kombiniert. Dazu zählen beispielsweise das Frontglas und der Boden aus Saphirglas, das der Uhr durch eine Härte und Kratzfestigkeit noch mehr Widerstandskraft verleiht.

Neben diesen berühmten Modellen der großen Uhrenmanufakturen gibt es auf dem Markt für Neo-Vintage-Uhren außerdem eine Vielzahl an sehr lohnenswerten Modellen von unabhängigen Uhrenherstellern, die teilweise heute nicht mehr existieren oder Konsolidierungsprozessen in der Branche zum Opfer gefallen sind. Ein Beispiel dafür ist etwa das Modell „Millenium“ des legendären, 2011 verstorbenen Uhrmachers George Daniels in Gelbgold. Ein Exemplar dieses Modells konnte im Jahr 2021 beim Auktionshaus Bonhams den sagenhaften Preis von 520.000 Pfund erzielen.